Costa Firenze: die neue Botschafterin Italiens
Im Sommer dieses Jahres wurde in Savona die COSTA FIRENZE in Dienst gestellt, das neueste Kreuzfahrtschiff der italienischen Reederei Costa Crociere. Dies geschah mitten in der Corona-Pandemie, und in der Zeit vor ihrer Ablieferung gab es kaum einen Monat ohne eine Planänderung, was ihr Einsatzgebiet betraf. In Fahrt gekommen ist dennoch ein Traum von einem Schiff.
Unter dem Dach der Carnival Corporation ist es Tradition, dass der Mutterkonzern Schiffsklassen („Plattformen“) entwirft, deren Schiffe zwischen den einzelnen Reedereien der Firma aufgeteilt werden. So ist auch die COSTA FIRENZE ein Schiff der Vista-Klasse, die Anfang der 2010er Jahre entworfen wurde und deren Schiffe ein Fassungsvermögen für 4.200 (5.200) Passagiere haben. Die ersten Einheiten kamen für die amerikanische Carnival Cruise Line in Fahrt (CARNIVAL VISTA 2016, CARNIVAL HORIZON 2018, CARNIVAL PANORAMA 2019), doch Ende Dezember 2015 unterzeichnete Carnival mit der italienischen Werftengruppe Fincantieri eine Vereinbarung zum Bau von vier weiteren Schiffen. Das erste davon, die COSTA VENEZIA, wurde 2019 in Dienst gestellt, das zweite sollte den Namen COSTA FIRENZE tragen. (Die Einheiten 3 und 4 gehen 2023 und 2024 an Costa Asia.)
Der Festauftrag zum Bau von Nr. 3 erteilte Carnival am 01. April 2016, die Fertigung erfolgte in der Folge am Standort Marghera nahe Venedig. Während der Rohbau Form annahm, kündigte Costa Crociere am 06. Mai 2019 die Indienststellung des Neubaus für den 01. Oktober 2020 an. Vier Wochen lang sollte die COSTA FIRENZE zunächst Kreuzfahrten im Westlichen Mittelmeer ab Triest und Savona unternehmen, danach dann im Rahmen einer 51 Tage dauernden Überführungsreise von Savona nach Hongkong verholen. Konzipiert hatte Costa das 135.000 BRZ große Schiff nämlich wie schon die Schwester COSTA VENEZIA für den boomenden chinesischen Markt, in dem Costa seit 2006 aktiv ist. Authentisches italienisches Design sowie mediterrane Küche und Gastfreundschaft sollten der unique selling point der Reederei für die beiden Schwestern sein. Ende August 2019 sagte Costa sogar die geplanten Mittelmeer-Kreuzfahrten wieder ab; die wachsende Nachfrage in China mache eine Überführung nach Asien unmittelbar nach der Ablieferung erforderlich, hieß es.
Indienststellung unter erschwerten Bedingungen
Dieser Zeitplan stand auch noch, als die COSTA FIRENZE am 06. November 2019 im Baudock in Marghera aufschwamm. Doch wenig später erfasste die Corona-Pandemie erst China und dann die Welt und brachte zusammen mit dem internationalen Reise- und Flugverkehr auch den Kreuzfahrttourismus zum Erliegen. Da ein Zeitpunkt für die Wiederaufnahme des Kreuzfahrtverkehrs ungewiss war, streckten die Reedereien bei den Werften die Ablieferungstermine ihrer Neubauten, wovon auch die COSTA FIRENZE betroffen war. Ihre Übergabe verschob sich um ein Vierteljahr vom 30. September auf den 22. Dezember. Doch nicht nur das. Da auch die COSTA TOSCANA nicht 2020, sondern erst 2021 fertig gestellt werden sollte, gab Costa im Juli 2020 bekannt, dass die COSTA FIRENZE nun doch nicht in China positioniert wird, sondern Anfang 2021 die Mittelmeer-Routen der COSTA TOSCANA übernimmt. Erst wenn die TOSCANA Ende 2021 tatsächlich fertig gestellt ist, würde die FIRENZE nach Fernost verholen.
Am 22. Dezember 2020 wurde die 135.156 BRZ große COSTA FIRENZE an Costa Crociere abgeliefert, aber nach Feiern war im Jahr 1 der Pandemie niemandem zumute. Zwar pries Costa-CEO Michael Thamm den Neubau als ein „Zeichen der Hoffnung und des Wiederbeginns der gesamten Kreuzfahrt- und Tourismus-Branche“, doch die Feier fand rein digital statt, und in Dienst gestellt werden konnte das neue Schiff noch lange nicht. Die erste Mittelmeer-Kreuzfahrt der COSTA FIRENZE war nun für den 28. Februar 2021 geplant (im Oktober sollte es nach Asien gehen), doch da wütete in Italien noch die dritte Welle der Pandemie. Erst am 01. Mai konnte Costa mit der COSTA SMERALDA den „Restart“ wagen, die COSTA FIRENZE dagegen lichtete erst als viertes Costa-Schiff am 04. Juli in Savona die Anker – mit begrenzter Kapazität und unter strengen Hygiene- und Gesundheitsauflagen. Ihre Mittelmeer-Reisen sollten nun bis Ende November dauern, dann sollte sie für den Winter 2021/22 nach Dubai verholen, ehe sie im April 2022 wieder ins Mittelmeer zurückkehrt. Ein Einsatz in China ist vor 2023 nicht mehr geplant.
Die Piazza della Signoria
Wir dürfen die COSTA FIRENZE auf der fünften Reise ihrer „inaugural season“ kennenlernen und gehen am 02. August 2021 in Civitavecchia an Bord. Landgänge sind zu diesem Zeitpunkt nur im Rahmen geführter Touren erlaubt, wir haben also in den nächsten sieben Tagen viel Zeit, das Schiff kennenzulernen. Sehr viel Zeit.
Herzstück der COSTA FIRENZE ist die „Piazza della Signoria“, ein Atrium im vorderen Teil des Schiffes, das einem Florentiner Marktplatz nachempfunden ist und über drei Decks (3 – 5) reicht. Nur über drei Decks, muss man sagen. Denn die Tage, in denen die Schiffe der Reederei ihre Passagiere mit Pomp und Protz förmlich erschlagen haben, sind vorbei. Im Gegenteil – wo es inzwischen die Neubauten der Konkurrenz sind, die einem an prominenter Stelle an Bord mit Kristall-Gefunkel u. ä. die Sinne rauben, kommt die COSTA FIRENZE mit herrlichem Understatement daher. Balustraden und Säulen sind aus schlichtem weißen Marmor, die Treppenstufen aus Milchglas, und an der Decke leuchtet ein dezent bewölkter LED-Himmel.
Teppichboden und Polstersessel sind nicht übertrieben plüschig und auch der Marzocco, der Florentiner Löwe, der auf der Säule inmitten der kreisrunden Bar thront und das Wappen der Stadt mit seiner Pranke festhält, nimmt sich im Vergleich zu Kunstwerken auf anderen Costa-Schiffen geradezu realistisch aus. Hier hat definitiv jemand Geschmack bewiesen. Im Verlauf der Reise wird die Piazza della Signoria allerdings einen schweren Stand an Bord haben. Da im Zuge der Corona-Auflagen sowohl die Rezeption als auch das Ausflugsbüro geschlossen sind, fehlt dem Atrium das „Laufpublikum“. Zwar besitzt die Piazza einen Balkon mit einem Klavier, Live-Musik ertönt an dieser Stelle im Schiff aber nur selten. Sie kommt im Herzen des Schiffes leider allzu oft nur aus der Konserve.
Eine „Botschafterin Italiens“ solle sie sein, hatte Mario Zanetti, der Chief Commercial Officer von Costa, anlässlich der Indienststellung der COSTA FIRENZE ausgegeben. Ihr Name stehe für Kunst, Geschmack und Raffinesse, und getreu dem Schiffsnamen sollen die öffentlichen Bereiche an Bord die Atmosphäre eines Spaziergangs durch eine Straße oder über einen Platz in Florenz widerspiegeln. Ein hoher Anspruch, gilt doch Florenz als eine der schönsten und beliebtesten Städte der Welt. Doch wer an Bord des neuen Costa-Schiffes kommt, wird in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. So sind Ansichten der Stadt, sei es in Foto-, Gemälde- oder Reliefform, an Bord omnipräsent – im Atrium Piazza della Signoria genauso wie in den Treppenhäusern, in den Kabinenkorridoren und in den Kabinen selber. Und die Bilder fallen durchweg geschmackvoll aus; auch das ist auf Costa-Kreuzfahrtschiffen nicht immer der Fall gewesen. Laut Costa „sprechen die Kunstwerke die florentinische Sprache“.
Lounges und Bars
In den drei großen Lounges an Bord kommt das Florenz-Motiv ebenfalls besonders zum Tragen. So ziert den Fußboden der Viareggio Lounge auf Deck 4 ein Teppich mit der Florentiner Lilie als Muster, den Eingang der Lounge „bewachen“ zwei Florentiner Karnevalsfiguren, und die Wand zur Arkade hin ist in Form vom Torbögen gehalten, die an die Piazza della Repubblica erinnern. Die Tuscany Lounge auf Deck 5 achtern kommt ebenfalls wie eine kleine Piazza daher – mit einem angedeuteten Kopfsteinpflaster, Marmorsäulen und Tischen, die so angeordnet sind, dass es hier ums Sehen und Gesehenwerden geht. Immerhin fungiert die Tuscany Lounge (warum eigentlich nicht Toscana Lounge?!) als Verbindungsglied zwischen den Galleria Shops weiter vorne und der Lounge della Moda achtern. Letztere beginnt stilecht mit einem Mittelgang, der einem Laufsteg ähnlich an einer Reihe Schaufensterpuppen vorbeiführt, die edle Gewänder und Garderoben tragen. Immerhin ist Florenz nicht nur als Renaissance-, sondern auch als Modemetropole bekannt. Die eigentliche Lounge punktet vor allem mit ihren Farbspielen, die den Raum je nach Tageszeit in unterschiedliches Licht tauchen, aber auch mit ihrem schönen Außenbereich, dessen gemütliche Korbsessel an warmen Abenden zu Drinks an der frischen Luft einladen.
Außer den Bars in den drei o. g. Lounges besitzt die COSTA FIRENZE noch acht weitere Bars: die Bar im Atrium „Piazza della Signoria“, die Casino Bar, die Bar Rosso (im Theater), Bella Bar, Versilia Pool Bar, Gelateria Amarillo, Bar del Conte und Aperol Spritz Bar. Als besonders gelungen können dabei die Bar del Conte und die Aperol Spritz Bar gelten. Erstere befindet sich hinter einem Säulenbogen und schön schattig gelegen auf dem Pooldeck mittschiffs, letztere hoch oben auf Deck 15 am vorderen Ende des „Giardino Del Fiore“. Dieser ‚Garten’ ist ein Rückzugsort für Sonnenhungrige, welche die Ruhe fernab des Animationsprogramms rund um den Pool schätzen. Zwar besteht der Giardino Del Fiore vor allem aus üppigem Dauerflora-Bewuchs, den Costa vor ein paar Jahren von Aida übernommen hat, rein optisch kann diesem gelungenen Ensemble aber keine andere Bar an Bord das Wasser bzw. den Aperol reichen.
Die Restaurants
Mit 13 Restaurants rühmt sich die COSTA FIRENZE der größten Speisen- und Weinvielfalt in der gesamten Costa-Flotte. Architektonisch durften sich die Inneneinrichter vor allem bei den beiden Hauptrestaurants „Dei Medici“ und „Palazzo Vecchio“ austoben. In ersterem erinnern die Wände aus weißem und grünem Marmor an den Piazza del Duomo und an die Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz, in letzterem die roten Samtbezüge der Stühle, die rote Teppichböden und die prunkvollen Kronleuchter an den Palazzo Vecchio bzw. den Palazzo Pitti in der Toskana-Metropole – Gemälde-Galerie eingeschlossen. Die Speisekarte des Tages kann man im Jahr 2021 übrigens schon lange vor dem Essen in der Costa-App ansehen (was dankenswerterweise die Wartezeiten im Restaurant selber verkürzt), und jeden Abend gibt es ein „destination dish“ kreiert von Sterne-Koch Bruno Barbieri.
Doch auch das Büffet-Restaurant, traditionell auf dem Pooldeck (Deck 10) gelegen und per se eigentlich keine Spielwiese der Schiffsdesigner, kann mit schönen Ausstattungsmerkmalen aufwarten. So zieren die Wände historische italienische Badeplakate, die Tische und Büffet-Stationen werden durch Baldachine und Pavillons aufgelockert, und auch hier verstärken künstliche Bäume und Büsche das Gefühl, dass man sich glatt in einem italienischen Badeort der „richtigen“ Versilia (dem nordtoskanischen Küstenabschnitt zwischen Massa und Viareggio) befinden könnte. Das Versilia Büffet-Restaurant ist definitiv einer der gelungeneren Vertreter seiner Art auf See.
Die übrigen acht Restaurants an Bord sind zuzahlungspflichtig, wobei der Aufpreis bzw. der Preis für die Speisen selber moderat ist. Hinsichtlich der Bandbreite der Kulinarik hat Costa an fast alle Geschmäcker gedacht; in den Einführungswochen und –monaten die Reederei von ihren Stammgästen vor allem für das Sushi-Restaurant „Sushino“ und das in der Tat fantastische Steak House „Fiorentina“ viel Lob erhalten. Beide sind auf Deck 5 zwischen der Piazza della Signoria und dem mittleren Treppenhaus gelegen, genauso wie das Ristorante Casanova, das Hot Pot (eine Art chinesisches Fondue) und das Teppanyaki (akrobatische orientalische Show-Küche). Wo sich die fünf Restaurants treffen, gibt es übrigens einen Durchbruch nach Deck 4; hier kann man beim Flanieren einen Blick hinunter ins Kasino werfen.
Nicht fehlen darf auf einem italienischen Schiff natürlich eine Pizzeria. Die ist auf der COSTA FIRENZE in Form der Pizzeria Pummid’Oro achtern auf Deck 10 gelegen, und zwar (anders als auf den Schiffen der COSTA SERENA-Klasse) an der frischen Luft. Auch dies trägt zum italienischen „Piazza-Feeling“ bei. Eine Neuerung hingegen ist das Street Food Restaurant, das sich an Steuerbord gegenüber der Pizzeria befindet. Hier gibt es rund um die Uhr Burger, Pommes frites und Focaccia, und sie alle sind vorzüglich! Ebenfalls an der frischen Luft gelegen ist das Lanai BBQ, ein Barbeque-Stand mit kleiner Sitzecke direkt auf dem Promenadendeck. Ideal für den kleinen Hunger zwischendurch, wenn man sich am Meer oder an der Landschaft nicht satt sehen kann und das Abendessen bzw. das Frühstück noch lange hin sind.
Den Abschluss bilden schließlich die Dim Sum & Noodle Bar auf dem Pooldeck („die besten Aromen aus China, Nudeln und Ravioli“) und das Elite Restaurant (13), ein abgetrennter Bereich des Hauptrestaurants „Dei Medici“, der für geschlossene Gesellschaften und besondere Anlässe genutzt wird.
Entertainment
„Ein Meer an Möglichkeiten“ verspricht Costa Crociere all jenen Passagieren, die die Unterhaltung lieben. Und tatsächlich: Vom zweistöckigen „Teatro Rosso“ auf Deck 4/5 über ein riesiges (weil auf den chinesischen Markt zugeschnittenes) Kasino mit 81 Spielautomaten und 14 Tischen bis hin zu verschiedensten Outdoor-Aktivitäten lässt die COSTA FIRENZE kaum einen Wunsch offen. Interessanterweise sind es aber vor allem die Außenbereiche, mit denen das neue Costa-Schiff punktet. Der Hochseilgarten vor dem Schornstein auf Deck 14 ist z. B. eine Klasse für sich; hier „schweben Sie zwischen tibetischen Brücken, Plattformen und Seilrutschen über das Meer“ (Costa Kreuzfahrten). Direkt darunter befindet sich ein Minigolf-Parcours. Auch ein von Netzen begrenzter Sportplatz mit kleiner Tribüne gehört zur Ausstattung des Schiffes, hier finden Fußball, Basketball- oder andere Sportveranstaltungen und –turniere statt.
Doch auch an Aktivitäten im Familienrahmen hat Costa gedacht. Hierzu gehört neben einem Kicker und einem Schachfeld auch ein Halma-Tisch. Das Spiel ist im Englischen als „Chinese Checkers“ bekannt, da durfte es auf einem für den chinesischen Markt konzipierten Schiff natürlich nicht fehlen. Für Groß und Klein gleichermaßen geeignet ist dagegen der La Laguna Aqua Park auf Deck 12. Die drei Wasserrutschen, die in luftiger Höhe auf Deck 16 starten, sind rasant, während in der Auslaufzone eher Plantschen, Spritzen und Toben angesagt ist. Letzteres dürfen die Jüngeren auch, wenn sie unter sich sind. Hierzu gibt es mit dem Squok Club (Deck 11) und dem Teens Playground (Deck 12) separate Bereiche für alle Altersklassen (3 bis 11 bzw. 12 – 17 Jahre).
Der Teens Playground macht übrigens auch so manch Erwachsenen neidisch: So sind die Tischtennis-Platten an Bord den Halbstarken vorbehalten, und auch das Fußboden-Billard nebenan ist eine tolle Erfindung. Gut möglich, dass sich der eine oder andere Erwachsene künftig hier hinein mogelt, um auch einmal wieder 16 sein zu dürfen. Auch das Twister-Spiel auf den Deckplanken ist eine schöne Idee. Die eigentliche Teens Lounge befindet sich dagegen ziemlich weit abseits des Playground unter dem Theater auf Deck 3; dafür wurde die dortige Chill out-Zone mit einer „Playstation Area“ und einer Video-Arkade verbunden.
Wellness und Sport
Auch in der Rubrik „Verwöhnen und Relaxen“ kann die COSTA FIRENZE überzeugen. In erstere Kategorie fällt ohne Zweifel die Vinothek „Frescobaldi Wine Experience“, ein gelungener Anhang der Tuscany Lounge, der für Weinverkostungen mit erfahrenen Sommeliers genutzt wird. Ebenfalls den entspannten Momenten der Kreuzfahrt vorbehalten ist der bereits erwähnte Blumengarten „Giardino del Fiore“ auf Deck 15, der sowohl als Bar als auch als Sonnen- und Ruhe-Deck dient. Als zuzahlungsfreie „Kuschelzone“ die vielleicht großartigste Idee auf dem ganzen Schiff.
Daneben verfügt die COSTA FIRENZE über zwei Pool-Landschaften: den mittschiffs auf dem Versilia-Deck (Deck 10) gelegenen Innen-Swimmingpool (der bei schönem Wetter durch den darüber befindlichen Magrodome zum zweiten Außenpool wird) und den achtern befindlichen reinen Außenswimmingpool. Schade ist nur, dass es keine direkte Verbindung vom achteren zum vorderen Pool gibt. Hierzu muss man entweder in Badekleidung (also halbnackt) durchs Büffetrestaurant laufen oder aber einen Umweg vorbei an Dutzenden Sonnenliegen auf Deck 11 nehmen und dort weiter vorne in derselben Montur durch die Kabinenkorridore huschen, ehe man wieder ein Deck rauf oder runter läuft, um zum Innenpool oder zum Aqua Park zu gelangen. Eine kleine Fehlplanung.
Wer es aktiver mag, dem stehen auf Deck 12 vorne sowohl das Solemio Spa als auch ein großer Indoor-Fitnessraum zur Verfügung. Im Solemio Spa erwarten die Passagiere Sauna und Jacuzzi mit Meerblick sowie diverse Relax- und Behandlungsräume. Der Fitnessraum hingegen ist mit modernen Technogym-Geräten ausgestattet, die kostenlos genutzt werden können. Auch kostenpflichtige Fitnesstrainer stehen bei Bedarf bereit. Ein Outdoor-Fitnessbereich auf Deck 12 achtern (früher hätte man hierzu Trimm dich-Pfad gesagt) und ein Joggingpfad runden das Angebot für die sportliche Betätigung an Bord der COSTA FIRENZE ab.
Die Außendecks
Dabei ist besagter Joggingpfad nicht der einzige rundum laufende Parcours an Bord. Dankenswerterweise hat Costa bei der Vista-Klasse an ein Promenadendeck gedacht, das diesen Namen auch zu Recht trägt. Und nicht nur das. Durch die Außenbereiche diverser Restaurants, die ihren Gästen Meerblick an der frischen Luft bieten, kommt auf dem Promenadendeck tatsächlich so etwas wie Riviera-Stimmung auf. (Entlehnt hat man diese Idee offenbar der NORWEGIAN BREAKAWAY-Klasse.) Und der Rundgang unter der Kommandobrücke auf Deck 5 ist schlicht unbezahlbar, wenn man morgens oder abends das Auslaufen verfolgen oder auch nur möglichst viel Ruhe vor den Aktivitäten im Rest des Schiffes haben möchte.
Mit der Ruhe ist es nämlich so eine Sache an Bord der COSTA FIRENZE. Der Bereich rund um den Innenpool auf dem Versilia Deck (10) ist zwar wie der Innenhof eines toskanischen Landhauses gestaltet und lädt mit der schönen Bar del Conte und der Gelateria gleich nebenan zum Verweilen ein, hier konzentriert sich aber tagsüber auch das reedereieigene Animationsprogramm, das traditionell vor allem durch seine Lautstärke auffällt. (Weniger laut, aber genauso penetrant ist dagegen die Easy-Listening-Musik an Bord, die einen zu jeder Tages- und Nachtzeit in allen öffentlichen Räumen an Bord begleitet.) Abends hingegen verspricht Costa für die große Leinwand gegenüber dem Pool „Kino unter den Sternen“, das entschädigt dann wieder für die laut wummernden Bässe und die bisweilen nervigen Ansagen in diversen Sprachen am Vor- und Nachmittag.
Ruhiger geht es da rund um den achteren Versilia-Pool zu – ein großzügig dimensioniertes Freideck, das einem mit seinen vielen Treppen, Geländern, Sonnenschirmen und -dächern allerdings bisweilen mächtig verbaut vorkommt. Da ging es auf einer EUGENIO C noch übersichtlicher zu, aber diese Zeiten sind natürlich ein- für allemal vorbei.
Die Kabinen
Die COSTA FIRENZE verfügt insgesamt über 2.136 Passagierkabinen; bei Doppelbelegung erreicht das Schiff somit eine Kapazität von 4.272 Gästen. Bei den Kabinenkategorien unterscheidet Costa erfrischend minimalistisch nur zwischen Innenkabinen (846), Außenkabinen (287) und Balkonkabinen (969). Lediglich bei den Suiten (34) gibt es noch einmal Differenzierungen, hier haben die Passagiere die Wahl zwischen Mini-Suiten, Standard-Suiten, Deluxe Suiten, Panorama Suiten und Deluxe Grand Suiten. Alle Kabinen sind mit Badezimmer mit Dusche/WC, Haartrockner, interaktivem TV, W-LAN (gegen Gebühr), Telefon, Mini-Bar (gegen Gebühr), Klimaanlage und Safe ausgestattet. Auch 28 rollstuhlgerechte Kabinen bietet die COSTA FIRENZE an, Einzelkabinen dagegen nicht.
Eine Besonderheit sind die Balkonkabinen auf Deck 5 achtern. Ihr Balkon endet nämlich nicht etwa an der Bordwand, sondern in Form einer etwa hüfthohen Begrenzung auf dem Promenadendeck, der Balkon ist also eher eine Terrasse. Gebucht werden diese Kabinen gerne von Familien mit kleinen Kindern, da sich so das Risiko eines Unfalls an der Balkonbrüstung reduziert. Der Nachteil ist, dass das Familienleben auf der Terrasse vom Promenadendeck aus einsehbar ist, die Gäste dieser Kabinenkategorie sich also ein bisschen wie im Zoo vorkommen dürften. Abhilfe schafft hier aber die Tatsache, dass die Tür zu diesem Teil des Promenadendecks zu bestimmten Tageszeiten verschlossen ist.
In unserer eigenen Kabine (8329) haben wir im Sommer 2021 die Erfahrung gemacht, dass die dünnen Kabinenwände regelrecht wackelten, wenn irgendwo in der Nähe eine Tür zufiel. Auch das Wettspringen der Kinder vom Hochbett in der Kabine nebenan glich zuweilen einer unfreiwilligen Live-Übertragung. Schön dagegen ist die Tatsache, dass die Nachttische mit einer Doppel-USB-Steckdose ausgestattet sind (eine davon ist ein „high power“-Anschluss). Hier trägt endlich mal eine Reederei der neuen Touristen-Generation Rechnung, die, zumal wenn in Familienstärke reisend, nicht nur mit dem Smartphone, sondern auch noch mit iPod, Kamera, Tablet, Playstation und Powerbank unterwegs ist. Aus Energiespargründen ist allerdings die Stromzufuhr in der Kabine an die eingesteckte Bordkarte gebunden, ein Aufladen der Geräte während der Abwesenheit (Landgang) ist also nicht möglich.
Fazit
Mit der COSTA FIRENZE ist Fincantieri und Costa Crociere ein Schiff gelungen, das mühelos den Spagat schafft zwischen der Schiffsgröße und -kapazität, die heute vom Markt verlangt wird, und der Liebe zum Detail in der Inneneinrichtung, die das Schwesterschiff der COSTA VENEZIA unverwechselbar macht. Stammgäste, die bereits beide Schiffe kennengelernt haben, geben sogar an, die COSTA FIRENZE sei noch ein bisschen schöner ausgefallen als ihre ältere Schwester. Mit dem Claim „Italienische Schönheit auf dem Meer“ wirbt Costa jedenfalls nicht von ungefähr. Kein Wunder, dass bereits Stimmen laut werden, die sich dafür aussprechen, dass das Schiff auch nicht verspätet in den chinesischen Markt wechselt, sondern gleich im Mittelmeer bleibt. Verändern müsste man dazu jedenfalls nicht viel an Bord. Es müssten nur ein paar zweisprachige Schilder ausgetauscht werden.
Lesen Sie die → Costa Firenze Bewertung
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