Msc Seaside: das Schiff, das der Sonne folgt (Teil 3)


Hier sind wir wieder, mit dem zweitletzten Teil der Geschichte von MSC Seaside, wir haben fast das Ende dieser Erfahrung erreicht, aber wenn Sie einen Teil der Geschichte verpasst haben, können Sie hier Teil 1 und Teil 2 lesen. Viel Spaß beim Weitermachen!

Elegant Night

Unter Deck dagegen frönen die Passagiere dem Shopping oder lauschen im Atrium der Live-Musik von der Empore, bei der sich unterschiedliche Künstler im Stunden-Takt abwechseln. Was die Borddurchsagen betrifft, ist das mit dem Lauschen allerdings nicht ganz so einfach. Wer des Italienischen mächtig ist, mag damit auf der Msc Seaside keine Probleme haben, die Übersetzungen ins Englisch und Deutsche sind aber leider mehr als holprig.

Dafür ist unsere Vorfreude auf das heutige Gala-Dinner groß. Letzteres heißt zwar im Tagesprogramm „Elegant Night“, weil es dank Corona noch keine Keller-Parade und schon gar keine Restaurant-Polonaise gibt. Ein Höhepunkt der Kreuzfahrt ist der festliche Abend aber natürlich dennoch. Von den Speisen sind wir jedoch abermals enttäuscht. Spätestens am dritten Tag der Reise wünscht man sich, MSC hätte einige der 700 Millionen €, welche die Msc Seaside gekostet hat, anstatt in Luxus-Boutiquen und Juwelierläden an Bord in die Qualität der Gerichte gesteckt.

Syrakus

Was die Route der Msc Seaside betrifft, ist der Anlauf von Syrakus auf Sizilien für viele der Höhepunkt der ganzen Reise. Der Landausflug „Syrakus und seine Wunder im Laufe der Jahrhunderte“ führt u. a. in den archäologischen Park der Stadt, der aus den größtenteils längst überwucherten antiken Steinbrüchen und dem griechischen Amphitheater von Syrakus besteht. Beide sind gleichermaßen sehenswert und vor allem erstere eher eine grüne Oase mit Naherholungscharakter als Freilichtmuseum.

Zurück an Bord werfen vor allem Kinder den vierten Tag in Folge einen sehnsüchtigen Blick zur Seilbahn. Die ist aber, so steht es auch im Tagesprogramm, weiterhin geschlossen. „Wetterabhängig“ sei ihr Betrieb, sagt das Kleingedruckte lapidar, aber so schlecht ist das Wetter gar nicht, im Gegenteil. Außerdem liegt die Msc Seaside fest vertäut in einem Hafen, der schon den alten Römern Schutz vor Wind und Wetter geboten hat. Bleibt die Hoffnung auf morgen.

Als die Zeit zum Auslaufen aus Syrakus gekommen ist, hat sich die kleine Azamara Quest zu uns gesellt. Das Sonnendeck der Msc Seaside ragt dagegen wie die Dachterrasse eines Wolkenkratzers über den Dächern von der Stadt. Die Animation auf dem Pooldeck läuft beim Auslaufen ungebremst weiter; selbst das Horn des Schiffes schafft es nicht, das Gewummer der Bässe zu übertönen. Nur für ein blechernes „Over the Rainbow“ wird der Lärm aus den Boxen dankenswerterweise unterbrochen, danach nimmt die Msc Seaside sozusagen mit voller Lautstärke Kurs auf die Stiefelspitze Italiens.

Im Seashore Restaurant auf Deck 5 ist davon zum Glück nichts zu merken. Und siehe da: Am vierten Tag der Reise bekommen wir endlich ein wohlschmeckendes Abendessen! Sowohl die gegrillte Hähnchenkeule mit Röstkartoffeln als auch der Falafel mit Tahina-Sauce sind lecker und ansprechend angerichtet. Es hat ein bisschen gedauert, aber nun sind wir auch am Abend endlich versöhnt – ein Zustand, der im weiteren Verlaufe des Abends anhalten soll. Denn auch die Abendshow erweist sich als fulminant. Im Theater wird aus „Peter Pan“ für 45 Minuten „Peter Punk“, und das mit Akrobaten und Jongleuren, die fantastisch sind. Hier hat MSC eine Show auf sehr hohem Niveau zusammengestellt, die Lust auf mehr macht.

Matera

Die Stiefelspitze Italiens erfolgreich umrundet, läuft die Msc Seaside am nächsten Morgen in den Golf von Taranto ein. Unser Ausflug führt nach Matera, eine einzigartige in einem Tal gelegene Stadt, die erst jüngst durch Dreharbeiten zum neuen James Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ (wieder) Bekanntheit erlangt hat. Der Ausflug „Die Sassi in Matera“ erweist sich als eine faszinierende Reise in eine Zeit, als die Menschen nicht nur buchstäblich, sondern tatsächlich noch in Höhlen („Sassi“) gelebt haben. Heute ist die Altstadt von Matera hübsch restauriert und die Höhlen selber ein Freilichtmuseum, so dass sich die Stadt zu einem Touristenmagneten Süditaliens entwickelt hat.

Um 17 Uhr, zwei Stunden vor der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit, macht die Msc Seaside in Taranto die Leinen los. Die Szenerie hat sich in den acht Stunden unseres Aufenthalts nicht zum Besseren verändert, an Deck gibt es nicht viel zu sehen. Außerdem regnet es, da verwundert es kaum, dass sich die Badefreuden für Jung und Alt auf den Innenpool konzentrieren. Sogar eine Eisbar gibt es hier, und auch das Tischtennisturnier gleich nebenan ist am frühen Abend in vollem Gange. Das „Schiff, das der Sonne folgt“ vermag in dieser Hinsicht auch dann zu überzeugen, wenn die Sonne mal nicht scheint.

Das Problem ist eher, dass es nichts gibt, worauf man sich nach dem Abendessen noch freuen könnte. Die Shows im Theater wiederholen sich (jede wird an zwei aufeinanderfolgenden Tagen aufgeführt), ein Kino oder Live-Entertainment gibt es nicht, und bei der Musik an Bord weiß man nicht, was schlimmer ist – der nervtötende Saxofonist im Atrium, die italo-englischen Versionen („Volare“) des Pianisten in der Piazza Grande Bar oder das müde Geschunkel in der Haven Lounge.

Auch eine Bibliothek oder ein Kartenzimmer, in das man sich zum Lesen oder zum gemeinsamen Spielen zurückziehen könnte, gibt es auf der Msc Seaside nicht. Ebenso wenig eine schöne Lounge, in der man ganz ohne Musik vor sich hin träumen und den Tag ausklingen lassen kann. Darüber hinaus sind diverse Bars und Lounges wegen eines „private Event“ abgesperrt, was die Auswahl zusätzlich reduziert. Bleiben die Shops, die sich aber wieder vornehmlich an das ältere Publikum richten. Die Msc Seaside bringt damit das seltene Kunststück fertig, auf ihren 18 Decks öffentliche Räume und Freizeiteinrichtungen in Hülle und Fülle aufzubieten, die sich in der Theorie an Jung und Alt bzw. Klein und Groß gleichermaßen richten, eines aber dennoch vermissen lassen: das gewisse Etwas.

Wir sind fast am Ende, also bleibt nur noch, uns nächste Woche zum letzten Teil zu sehen!

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Kai Ortel

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