Msc Seaside: das Schiff, das der Sonne folgt (Teil 4)


Wir sind am Ende der Geschichte dieser Erfahrung an Bord der MSC Seaside angelangt, wenn Sie die ersten Teile der Geschichte verpasst haben, können Sie sie hier lesen –> (Teil 1, Teil 2, Teil 3).

Spezialitätenrestaurants

Am nächsten Morgen sind wir auch geographisch auf dem Rückweg; die Msc Seaside umrundet den Stiefel in Gegenrichtung und fährt anschließend in die Straße von Messina ein. Es geht nordwärts, Kurs Civitavecchia. Während die Msc Seaside den Stromboli passiert, verbringen wir den Vormittag am und im Innenpool, das erscheint uns die einzig vernünftige Lösung angesichts des garstigen Wetters draußen.

Zur Mittagszeit ist die „Ethnic Corner“ (heute mit chinesischer Küche) wieder ein Lichtblick, danach verläuft sich die Zeit bei Programmpunkten wie „Entdecken Sie Ihre Fußspitzen“ (14 Uhr im Spa), Verkaufsveranstaltungen, Tanzstunden und Bingo. An den Türen zu den Außendecks hängen inzwischen Schilder mit dem Hinweis auf „Strong Winds“. Das Promenadendeck ist vorsichtshalber abgesperrt und auch die Rutschen sind geschlossen. Da bietet sich ein neuerlicher Gang durch das Innere des Schiffes an, denn auch am fünften Tag an Bord entdeckt man noch Ecken, die man vorher links liegen gelassen hatte. Die Spezialitätenrestaurants „Butcher’s Cut“, „Ocean Cay“, Teppanyaki und Sushi Bar z. B., die auf Deck 16 so weit ab vom Schuss gelegen sind, dass man sich fragt, ob sich dort überhaupt jemals jemand hin verirrt.

Civitavecchia und zurück

Den letzten Tag der Kreuzfahrt verbringen wir komplett an Bord, obwohl bzw. weil das Wetter noch einmal ein Einsehen mit uns hat. Die Herbstsonne strahlt vom Himmel, da dürfen ein letztes Mal die Badehosen ausgepackt und die Reifen in die Hand genommen werden, um die Wasserrutschen zu frequentieren. Nur unterbrochen von einem Gang zum Büffet, wechseln wir zwischen Balkon, Sonnen- und Pooldeck, ohne das Kolosseum, den Petersdom oder auch nur die Strandpromenade von Civitavecchia zu vermissen.

Um 17:30 Uhr statt um 19 Uhr legt die Msc Seaside in Civitavecchia ab. Das geschieht noch immer im schönsten Sonnenschein, allerdings schafft es das zuständige Crewmitglied, zum dritten Mal in Folge die Auslaufmusik nach der Hälfte des Songs abzuwürgen. Dafür erfolgt die Sicherheitsdurchsage am Abend plötzlich doch noch in vernünftigem Deutsch. Civitavecchia ist Ein- und Ausschiffungshafen, das bedeutet wieder mehr Borddurchsagen als bisher. Eine Einführungsveranstaltung für die neu dazugekommenen Passagiere gibt es jedoch genauso wenig wie eine Ausschiffungsveranstaltung für alle, die morgen in Genua die Msc Seaside verlassen. Nicht dass man dieses Ritual nach 20 oder mehr Kreuzfahrten vermissen würde, eine merkliche Veränderung gegenüber Vor-Corona-Zeiten ist es aber dennoch. Schiff und Bordalltag werden anonymer und digitaler, die Passagiere damit zwangsläufig selbständiger und emanzipierter.

The Show must go on

Nach dem „Indischen Butterhühnchen“ führt uns der Weg am Abend ein letztes Mal ins Bordtheater. „The Show must go on“ steht dort auf dem Programm. Eines der „Highlights des Tages“ ist dieser Tribut an Freddie Mercury und Queen nicht, und tatsächlich erweist sich die Show als „big disgrace“, um die Band um den charismatischen Frontmann mit einem ihrer eigenen Songtexte zu zitieren. Denn während eine ähnliche Show auf der Costa Firenze des Konkurrenten mit den gelben Schornsteinen im August noch schlicht fantastisch gewesen ist, kommt einem auf der Msc Seaside alles an diesem Queen-Abend falsch vor. Entschädigung bietet nach dem Kofferpacken nur die Show „MSC Crew’s got Talent“, bei der ausgewählte Besatzungsmitglieder charmant und sehenswert ihr semiprofessionelles Können in Sachen Tanz und Gesang zur Schau stellen.

Am nächsten Morgen verlassen wir die Msc Seaside mit gemischten Gefühlen. In Sachen Hardware und Layout war das Schiff eine interessante Abwechslung gegenüber den bekannten und bewährten Merkmalen der Msc Musica, Msc Fantasia und Msc Meraviglia Klassen. Alles an Bord glänzte, funkelte und glitzerte in bewährter MSC-Manier, und die Auswahl an Shops, Restaurants und Freizeitangeboten an Bord wird sicherlich für viele Jahre mit denen der großen amerikanischen Kreuzfahrtschiffe mithalten können. Nicht überzeugt hat uns dagegen die „Software“, die einen mindestens genauso großen Teil des Kreuzfahrterlebnisses ausmacht. Das Essen war insgesamt bestenfalls mittelmäßig, die Organisation in vielerlei Hinsicht chaotisch, und auch das gewisse Etwas, das die Msc Seaside von anderen Schiffen unterschieden hätte, hat uns bis zum Schluss gefehlt. So haben wir nicht nur eine Bibliothek bzw. ein Kartenzimmer vermisst, in das man sich in Ruhe zurückziehen kann, sondern ganz generell öffentliche Räume, in die man vor der lauten Bord-Animation und -Musik hätte flüchten können. Inzwischen hat die Msc Seaside noch drei Schwesterschiffe bekommen, die MSC Cruises in den kommenden Jahren sicherlich gutes Geld einbringen werden. Ins Herz geschlossen haben wir diese Schiffsklasse jedoch nicht. Vielleicht bedarf es dazu aber auch nur eines zweiten Eindrucks, dafür werden die kommenden 30 – 40 Jahre noch reichlich Gelegenheit bieten.

Hier ist unsere Geschichte von MSC Seaside zu Ende. Möchten Sie uns von Ihren Erfahrungen erzählen? Sie können dies tun, indem Sie eine Rezension im Cruising Journal hinterlassen.

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Kai Ortel

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