Kreuzfahrtindustrie: Die MV Cruise Conference


Im September 2024 wurde die erste „MV Cruise Conference“ in Rostock-Warnemünde abgehalten, um die Häfen der Mecklenburg-Vorpommern als Ziel für Kreuzfahrten zu bewerben.

Um den Bundesstaat Mecklenburg-Vorpommern (MV) als Kreuzfahrtdestination zu stärken und positive Effekte für die regionale Wirtschaft und die Beschäftigungslage zu entwickeln, wurde 2021 das gemeinsame Projekt „MV Cruise Net“ ins Leben gerufen. Das Netzwerk, zusammen mit dem Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, hatte nun seine Mitglieder und die maritime Presse zur Teilnahme an der ersten „MV Cruise Conference“ eingeladen, die an Bord der Mein Schiff 7 von TUI Cruises stattfand.

Am 20. September, als das Schiff für einen regelmäßigen Passagierwechsel am Kreuzfahrthafen Warnemünde anlegte, war der Standort perfekt für die Konferenz. Mit 145 Anläufen von 36 verschiedenen Schiffen blieb Warnemünde 2024 der verkehrsreichste Kreuzfahrthafen in Mecklenburg-Vorpommern. Welche positiven Effekte hat die Kreuzfahrtindustrie auf die Region? Welche neuen Technologien und Konzepte entwickeln die Betreiber, um nachhaltig im Markt zu wachsen? Welche Impulse kann MV Cruise Net geben, um das Erlebnis für Kunden und Gäste weiter zu verbessern? Diese und andere Fragen wurden von Vertretern der Kreuzfahrtgesellschaften, Werften und Häfen, die mit dem Netzwerk verbunden sind, diskutiert.

Die Teilnehmer wurden begrüßt von Reinhard Meyer (SPD), Minister für Wirtschaft, Infrastruktur und Tourismus des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der anerkannte, dass mehr als 100 Gäste der Einladung zur Konferenz im Auditorium der Schaubühne der Mein Schiff 7 gefolgt waren. Meyer betonte, dass die Kreuzfahrtindustrie bereits ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in der Region sei und dass Kreuzfahrtpassagiere, die in Rostock (Warnemünde), Wismar und Stralsund ankommen, erhebliche Summen an Land ausgeben, was den lokalen Unternehmen wie Hotels, Restaurants und Dienstleistern zugutekommt. Er hob jedoch hervor, dass noch mehr Wert an Land geschaffen werden könne. Zu den Häfen sagte er, dass Warnemünde viel mehr sei als „ein Hafen für Berlin“, wie es viele internationale Betreiber sehen. Er ermutigte die Teilnehmer, die Angebote zu erweitern, damit mehr Kreuzfahrtpassagiere ihre Zeit direkt in Mecklenburg-Vorpommern verbringen, anstatt mit dem Bus oder Zug in die deutsche Hauptstadt und zurück zu reisen. Dies betrifft auch die Städte Schwerin, Stralsund und Greifswald sowie die Insel Rügen, die alle leicht von Rostock und Warnemünde aus zu erreichen sind.

Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern begleitet diesen Prozess mit Investitionen, wie etwa in die Versorgung von Kreuzfahrtschiffen mit Landstrom und einer Spende von 200.000 € an MV Cruise Net. Anschließend sprach Dr. Ute Fischer-Gäde (Bündnis 90/Die Grünen), Senatorin der Stadt Rostock für Stadtentwicklung, Klimawandel und Mobilität. Sie betonte, dass der Hafen nach wie vor das Herz der Stadt sei und dass sie wollte, dass er auch in Zukunft so bleibt. Die Stadt sei jedoch bestrebt, alle Beteiligten bei der Erreichung des Ziels zu unterstützen, den Hafen bis 2050 klimaneutral zu machen, ein Ziel, das die IMO im Juli 2023 festgelegt hatte. In diesem Zusammenhang verwies sie auf Warnemünde und das nahegelegene Kühlungsborn, die sich zu „grünen Städten am Meer“ entwickeln. Bis 2024 haben der Staat, die Stadt und der Hafen 35 Millionen Euro in die notwendige Infrastruktur investiert, um großen Kreuzfahrtschiffen, die Warnemünde besuchen, Landstrom zur Verfügung zu stellen. Zu den Betreibern, die diese Einrichtungen bereits nutzen, gehören Aida Cruises, TUI Cruises und MSC Cruises.

Im Namen des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern betonte dessen Geschäftsführer Tobias Woitendorf, dass die Kreuzfahrtindustrie bereits ein bedeutender Faktor und ein integraler Bestandteil der gesamten touristischen Leistung von Mecklenburg-Vorpommern sei, da sie Arbeitsplätze in den lokalen und regionalen Werften, in Dienstleistungssektoren und anderen Bereichen schaffe und halte. Sein Verband hatte bereits im September 2023 einen parlamentarischen Abend in Schwerin organisiert, um lokale und regionale Entscheidungsträger der Kreuzfahrtindustrie zusammenzubringen. Er verwies auch auf eine derzeit vom Tourismusverband in Auftrag gegebene Studie der dwif consulting, die darauf abzielt, zuverlässige Daten und Informationen zu den Anläufen von Kreuzfahrtschiffen in Warnemünde und anderen Häfen von MV zu sammeln. Die Studie wird Ende 2025 abgeschlossen sein und umfasst Interviews mit Passagieren und Crewmitgliedern der Kreuzfahrten, um deren Ausgabeverhalten an Bord und an Land zu bewerten.

Dirk Inger, Senior Vice President Public Affairs, Communication & Sustainability bei Aida Cruises, sprach im Namen des Kreuzfahrtunternehmens, das stärker mit Mecklenburg-Vorpommern verbunden ist als jedes andere. Mit vier Gebäuden namens AIDAhome direkt am Ufer des Flusses Warnow im Zentrum von Rostock ist Aida Cruises nicht nur der größte private Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch das Unternehmen mit der meisten Kreuzfahrtschiffsankünfte im nahegelegenen Hafen von Warnemünde. Von den 145 oben genannten Anläufen im Jahr 2024 wurden 69 von den baltischen Schiffen AidaDiva und AidaMar von Aida Cruises durchgeführt, wobei sich die Saison im Gegensatz zu früher von Mitte April bis Anfang November erstreckte. „Und wir arbeiten an weiteren Schiffen“, kommentierte Inger und verwies auf Hamburg, wo Aida Cruises bereits seit mehreren Jahren jährlich Kreuzfahrten anbietet. Das Hauptziel von Aida Cruises für die Zukunft sei es jedoch, die Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens und der gesamten Branche der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Inger betonte, dass Aida Kreuzfahrtschiffe seit 2007 über die notwendige Technologie zur Nutzung von Landstrom verfügen, der erste Hafen, der die erforderlichen Einrichtungen zur Verfügung stellte (Hamburg), aber erst 2017 bereit war. Er merkte auch an, dass noch ein höheres Maß an Vernetzung erforderlich sei, um eine effektive Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu erreichen. Eine der größten Herausforderungen bleibt, dass noch nicht klar ist, welcher Treibstoff die Basis für die langfristige Flotte bilden wird, da Aida Cruises und andere Betreiber weiterhin mit umweltfreundlicheren Treibstoffen kämpfen, die derzeit 3 bis 5 Mal teurer sind als herkömmliche Treibstoffe.

TUI Cruises ist der zweitgrößte deutsche Kreuzfahrtanbieter und obwohl der Sitz in Hamburg ist, hat das Unternehmen mit seiner Flotte „Mein Schiff“ auch eine starke saisonale Präsenz im Hafen von Warnemünde. Marcus Puttich, Direktor für Destinationen bei TUI Cruises, erwähnte, dass die Mein Schiff 7, die die MV Cruise Conference beherbergte, 2024 insgesamt sechs Mal in Warnemünde anlegen sollte (mit 17.000 Passagieren und etwa 700.000 € für den Hafen), während für dasselbe Schiff 2025 acht Anläufe gebucht wurden (was die Passagierzahlen auf 23.000 und den lokalen Umsatz auf 900.000 € steigern würde). Wie Aida folgt auch TUI Cruises einer ehrgeizigen Nachhaltigkeitsstrategie und nutzt nicht nur Landstrom für seine Schiffe, wenn verfügbar, sondern betreibt auch das neueste Schiff der Flotte ausschließlich mit schwefelarmem Marinediesel. Außerdem sind die Schiffsmaschinen für den Einsatz von „Mehrstoff“ bereit und können mit Methanol und E-Methanol betrieben werden, die laut Puttich für 2026 geplant sind. Im Gegensatz dazu werden die neuesten Schiffe von TUI Cruises, die Mein Schiff Relax (2025) und die Mein Schiff Flow (2026), die 2018 bestellt wurden, mit LNG betrieben. Auch Puttich sieht viele Herausforderungen vor sich, insbesondere im Hinblick auf die Hafeninfrastruktur und zukünftige Treibstoffe, und betonte die Notwendigkeit, das Bewusstsein in den lokalen Gemeinschaften für die Beiträge zu schaffen, die Kreuzfahrtschiffe leisten können, wenn sie in ihren Häfen anlegen.

Als Teil der größten Gruppe, Royal Caribbean Cruise Lines (RCCL), legt die Schwestergesellschaft von TUI Cruises, Hapag-Lloyd Cruises, mit ihrer Flotte von fünf Luxus- und Expeditionskreuzfahrtschiffen regelmäßig in kleinen Küstenstädten von MV wie Heiligendamm, Binz, Ahlbeck und Kühlungsborn an und verwendet dabei eigene Tenderboote. Wie Aida Cruises hat auch TUI Cruises einen Rückgang des Interesses und der Attraktivität der Ostseeregion festgestellt, der auf die Ausschluss von St. Petersburg als Anlaufhafen seit Beginn des Ukraine-Krieges im Jahr 2022 zurückzuführen ist. Daher wurden neue „regionale Möglichkeiten“ auf die Agenda gesetzt, um die Ostseeregion wieder in den Fokus der Kreuzfahrtanbieter zu rücken, insbesondere derer aus weiter entfernten Ländern.

Neben den Kreuzfahrtanbietern ist auch die Werftenindustrie von Mecklenburg-Vorpommern ein wichtiger Akteur, wenn es um Partnerschaften und Beziehungen mit den neuesten lokalen Initiativen im Kreuzfahrtsektor geht. Der größte dieser Akteure ist die Meyer Werft, die nicht nur neun der elf derzeitigen Schiffe von Aida Cruises an ihrem Hauptsitz in Papenburg, Niedersachsen, gebaut hat, sondern auch die gesamte Flotte von TUI Cruises über ihre Tochtergesellschaft Meyer Turku in Finnland. Darüber hinaus besitzt Meyer die Rostocker Neptun Werft, die praktisch „auf der anderen Straßenseite“ vom Kreuzfahrthafen Warnemünde liegt und neben dem Bau von Kreuzfahrtschiffen auch Stahlsegmente und Hauptmotoren für alle Meyer Werft-Werften liefert. Florian Feimann, Leiter Kommunikation, Vertrieb und Design bei Meyer Werft, gab in seiner Präsentation interessante Einblicke in den Bauprozess von großen Schiffen wie der Mein Schiff 7. Zufällig feiert Meyer Werft im Jahr 2024 auch das zehnjährige Jubiläum, da sie 2014 Anteile an der finnischen Werft übernommen hatte und nicht nur alle sieben Schiffe der jüngsten MEIN SCHIFF-Flotte gebaut hat, sondern auch das riesige „Icon of the Seas“, das größte Kreuzfahrtschiff der Welt bis heute. Darüber hinaus hatten TUI Cruises und Meyer Werft die Möglichkeit, viele Innovationen und technologische Verbesserungen beim Bau der Mein Schiff 7 zu integrieren, da fünf Jahre seit der Auslieferung des vorherigen TUI Cruises-Schiffs, der Mein Schiff 2, Anfang 2019 vergangen sind. Dementsprechend wurde die Mein Schiff 7 unter anderem mit fortschrittlichen Katalysatoren nach EURO 6-Standard, thermischen Konvertern für Lebensmittelabfälle, die organische Pellets für die landwirtschaftliche Wiederverwendung erzeugen, und einer Abwasseraufbereitungsanlage nach den neuesten HELCOM-Vorgaben ausgestattet. Das Dach der „Lagune“, dem überdachten Pool der Schiffs, wurde sogar mit Solarpanels ausgestattet, um das Bordenergiesystem mit Solarenergie zu betreiben.

Nach einem fantastischen Mittagessen, serviert im italienischen Restaurant La Spezia oder im Buffetrestaurant Anckelmannsplatz an Bord der Mein Schiff 7, begann der zweite Teil der MV Cruise Conference am Nachmittag mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Konzepte und innovative Technologien im Bereich der Flusskreuzfahrten in Mecklenburg-Vorpommern“. An der Diskussion nahmen drei Experten teil: Matthias Lutter, Leiter Neubauten und strategische Projekte bei A-ROSA Flussschiff GmbH, Robert Laade, Betriebsleiter bei Meyer Neptun Engineering GmbH, und Dr. Jan Sender, Professor für Schiffbau am Fraunhofer-Institut für Großstrukturen und Produktionstechnik in Rostock. Lutter erklärte, dass Flusskreuzfahrtschiffe aufgrund ihrer kleineren Größe und kürzeren Reisen in einem Umfeld mit einer soliden, etablierten Landinfrastruktur ideal geeignet sind, um neue Technologien wie methanolbetriebene Motoren zu testen, bevor diese für den Einsatz auf größeren Kreuzfahrtschiffen adaptiert werden. Zudem enthüllte der Sprecher von A-ROSA, dass sein Unternehmen derzeit ein Küstenschiff für den Markt in den Gewässern von Mecklenburg-Vorpommern entwickelt – ein Hybridprodukt, das die Lücke zwischen Fluss- und Hochsee-Kreuzfahrten schließen wird. Es sei daran erinnert, dass American Cruise Lines über den Atlantik erfolgreich eine Flotte von Küstenschiffen der Klassen Constellation und Independence in New England, dem Südosten der USA und in den Gewässern Alaskas betreibt.

Sören Jurrat, Geschäftsführer der Seehafen Stralsund GmbH, erklärte die Rolle der anderen Häfen in MV als touristische und logistische Zentren für Kreuzfahrtbetreiber. Er nannte Wismar, Stralsund und Sassnitz-Mukran als sekundäre Häfen in Mecklenburg-Vorpommern, die regelmäßig Kreuzfahrtschiffe empfangen, sowohl Hochsee- als auch Flusskreuzfahrtschiffe. Alle drei haben Vor- und Nachteile, die sie für bestimmte Schiffstypen geeigneter machen. Während Wismar offensichtlich darunter leidet, zwischen Travemünde im Westen und Warnemünde im Osten „eingeklemmt“ zu sein, hat die Stadt dennoch eine bemerkenswerte eigene Hansetradition. Der Hafen von Wismar bietet Liegeplätze für mittelgroße Hochseeschiffe, die in der Nähe der UNESCO-Weltkulturerbestadt anlegen können. In der Vergangenheit hat Wismar Schiffe von Phoenix Reisen, Fred. Olsen Cruise Lines und Saga Cruises beherbergt, und im Jahr 2024 wird es auf zehn Anläufe mit neun verschiedenen Kreuzfahrtschiffen zurückblicken. 2025 wird Wismar Schiffe von Windstar Cruises und Azamara unter anderem willkommen heißen.

Sassnitz-Mukran ist hauptsächlich bekannt für seine Rolle in der Offshore-Windenergieindustrie der Ostsee und für den saisonalen Fährverkehr nach Schweden und Bornholm/Dänemark. Doch da Mukran in der Nähe der berühmten weißen Kreidefelsen von Arkona und anderen Sehenswürdigkeiten auf der Insel Rügen liegt, ist der Hafen auch ideal für Kreuzfahrtpassagiere, die bereits Rostock, Schwerin und Berlin besucht haben. Der Hafen von Mukran ist vom Baltischen Meer aus gut erreichbar und bietet eine Tiefe von 12,5 Metern; gleichzeitig ist er der östlichste Hochseehafen Deutschlands. 2024 wurde er von einem einzigen Hochseeschiff (Star Legend von Windstar) angelaufen, hofft jedoch, diese Zahl in der Zukunft zu erhöhen.

Stralsund, der dritte Hafen, eignet sich besser für den Markt der Flusskreuzfahrten als für den Hochseemarkt. Obwohl Hochseeschiffe von Betreibern wie Plantours und Hurtigruten den Südhafen von Stralsund besucht haben, ist die Stadt durch die Rügendammbrücke geteilt, die die Stadt mit der Insel Rügen verbindet. Der Nordhafen von Stralsund ist jedoch Heimat zahlreicher Flusskreuzfahrtschiffe, die dort ihren Zielhafen haben. Tatsächlich bezeichnet sich Stralsund stolz als die deutsche Stadt, die am meisten von Flusskreuzfahrtschiffen besucht wird, wobei der Hafen kürzlich ein Volumen von über 18.000 Gästen (139 Anläufe von Schiffen) vermeldete, die direkt vor dem berühmten „Oceaneum“-Aquarium ein- oder ausstiegen. Nationale Betreiber wie Phoenix Reisen und Plantours nutzen Stralsund traditionell als Hafen für das Ein- und Ausschiffen von Passagieren, ebenso wie internationale Betreiber wie Nicko Cruises, Viva Cruises und CroisiEurope.

Nach einer Reihe von sehr interessanten Vorträgen und Diskussionen stimmten alle Teilnehmer der ersten MV Cruise Conference überein, dass die Veranstaltung mehr denn je notwendig war und ein großer Erfolg war, wobei die fantastische Mein Schiff 7 von TUI Cruises eine Schlüsselrolle dabei spielte, die Konferenz in einen sehr fruchtbaren Austausch von Ideen und Initiativen zu verwandeln. Alle 16 Mitglieder von MV Cruise Net sind nun zuversichtlich, die Beziehungen untereinander im zukünftigen Interesse der Häfen und Unternehmen von Mecklenburg-Vorpommern zu intensivieren.

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Kai Ortel

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