Ein Rundgang über die MEIN SCHIFF 7


Während bei TUI Cruises im Herbst 2024 bereits alle Augen auf die neue Mein Schiff Relax (2025) und Mein Schiff Flow (2026) gerichtet sind, hat zunächst in diesem Jahr noch die Mein Schiff 7 die Flotte verstärkt.

Als TUI Cruises im Februar 2018 das zweite Schwesterschiff der im selben Jahr abgelieferten Mein Schiff 1 bestellte, lagen die Pläne für eine komplett neue Schiffsklasse längst in der Schublade. Die Flottenerweiterung, die nun unter dem Namen Mein Schiff 7 in Dienst gestellt wurde, bedeutet für die Reederei also keinen Quantensprung, kann aber dennoch mit interessanten Modifikationen und Innovationen aufwarten. Immerhin lagen bedingt durch die Corona-Pandemie ganze fünf Jahre zwischen der zuletzt (2019) abgelieferten Mein Schiff 2 und dem nun in Fahrt gekommenen letzten Schiff der Serie. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 wurde es zunächst einmal still um die Mein Schiff 7 .

Die Mein Schiff Relax und Mein Schiff Flow waren da gerade bestellt, und niemand konnte voraussehen, wie sich der Markt nach dem Ende der Pandemie entwickeln würde. Die zunächst für 2023 geplante Ablieferung des letzten TUI-Neubaus von Meyer Turku wurde daher in aller Stille auf 2024 verschoben, so dass erst am 14. Juni 2022 mit dem ersten Stahlschnitt der Baubeginn erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt war die Corona-Pandemie tatsächlich wieder vorüber, und TUI Cruises prognostizierte dem deutschen Markt in näherer Zukunft ein Potential von bis zu 5 Millionen Passagieren. Die Mein Schiff 7 würde im Sommer 2024 also doch keinen Monat zu früh kommen.

Zwei Jahre Bauzeit

Am 21. März 2023 fand in Turku die Kiellegung des Neubaus statt, der die Mein Schiff-Flotte 2024 zur „modernsten auf dem deutschen Markt“ machen würde. 85 Stahlsektionen galt es nun zusammenzusetzen, ehe der Rohbau der Mein Schiff 7 am 26. September 2023 unter der Aufsicht von Kapitän Omar Caruana im Bau-Dock aufschwimmen konnte. Ende Mai 2024 ging das neue Wohlfühl-Schiff auf seine technischen Probefahrten in der Ostsee, von denen es am 03. Juni zurückkehrte. Eine Woche später, am 10. Juni, wurde die Mein Schiff 7 als siebtes Schiff der Flotte an TUI Cruises abgeliefert, keine zwei Jahre nach dem Baustart. Für die Hamburger Reederei endete damit eine erfolgreiche zehnjährige Zusammenarbeit mit Meyer Turku. Nachdem 2014 mit der Mein Schiff 3 der erste Neubau der „Blu Motion-Klasse“ von den finnischen Schiffbauern an TUI Cruises abgeliefert worden war und die Meyer-Werft anschließend im Jahrestakt fünf weitere Schiffe für die Reederei gebaut hatte, kommen die künftigen TUI-Neubauten ab 2025 von Fincantieri in Italien.

Seinen sommerlichen Basishafen Kiel (Heimathafen des Schiffes ist das maltesische La Valletta) lief die mit 112.982 BRZ vermessene Mein Schiff 7 zum ersten Mal am 12. Juni an; begrüßt wurde sie dabei von ihrem Schwesterschiff Mein Schiff 1. Es folgten Tests der Anleger und der Landstromanlage, ehe zwei „Vorfreude-Fahrten“ (Kiel – Kopenhagen – Kiel und Kiel – Aarhus – Kopenhagen – Oslo – Kiel) der 1.000 Mann starken Besatzung die Gelegenheit gaben, sich mit dem Schiff und den Bordabläufen vertraut zu machen. Die eigentliche Taufreise startete am 21. Juni in der Hansestadt und führte die Mein Schiff 7 in die Dänische Südsee und wieder zurück nach Kiel. Im Rahmen dieser Kurzreise fand in der Kieler Bucht auch die Taufe des Neubaus statt.

Vorgenommen wurde diese stellvertretend für die ganze Besatzung von der Umweltoffizierin Fenia Kalachani. Eine Show mit 400 Drohnen und ein Feuerwerk rahmten die Taufe am 22. Juni ein, ehe das neue Flottenmitglied sein reguläres Kreuzfahrtprogramm aufnahm, welches das Schiff im Sommer 2024 auf Nordland- und Großbritannien-Kurs führte bzw. ab Warnemünde zu den Metropolen der Ostsee. Im Oktober verholte die Mein Schiff 7 in die wärmeren Gewässer des Mittelmeers und der Kanarischen Inseln.

Einzelkabinen und neue Restaurants

An Bord der Mein Schiff 7 erwartet die (bei Doppelbelegung) 2.894 Passagiere die bewährte Mischung aus Lounges, Restaurants, Bars, Entertainment-, Sport- und Wellness-Einrichtungen, die auch bereits die übrigen Einheiten der Mein Schiff-Flotte auszeichnet. Auf 315,70 m Schiffslänge (Breite 35,80 m) und verteilt über 15 Decks, von denen sieben reine Kabinendecks sind, verfügt die Schwester der Mein Schiff 1 und 2 allein über 12 Restaurants und Bistros sowie über 17 Bars und Lounges. Von den 1.461 Kabinen an Bord sind 90 % Außenkabinen bzw. 80 % Balkonkabinen. Erstmals hat die Reederei TUI Cruises jedoch auf diesem Schiff „auf vielfachen Wunsch“ und einem “anhaltenden Trend“ folgend Einzelkabinen einbauen lassen. 12 Außen- und 14 Innenkabinen von 8 Quadratmetern Größe richten sich, gelegen in einem eigenen Trakt auf Deck 4 vorne, an Solo-Reisende, die die Vorzüge einer Kreuzfahrt genießen wollen, ohne dafür die z. T. saftigen Aufschläge für die Alleinbenutzung einer Doppelkabine zahlen zu müssen, wie sie andere Reedereien oftmals verlangen. Trotzdem kommt die Erkenntnis spät. Während die Norwegian Cruise Line (NCL) bereits 2010 an Bord der Norwegian Epic „Studio“-Kabinen für Solo-Reisende eingeführt hatte und Royal Caribbean International (RCI) 2014 bzw. Celebrity Cruises 2018 nachzogen, hat hierzulande die Reaktion auf den „vielfachen Wunsch“ mehr als zehn Jahre auf sich warten lassen. (Beim Konkurrenten Aida Cruises gab es die ersten Einzelkabinen ebenfalls bereits 2018 auf der AIDANOVA.)
Was die Restaurants und Cafés an Bord betrifft, so sind acht davon (das Büffet-Restaurant Anckelmannsplatz, Fischmarkt, Atlantik Mediterran, Atlantik Klassik, Tag & Nacht Bistro, Backstube, Bosporus Snackbar und Ganz schön Gesund-Bistro) im Reisepreis inkludiert, die übrigen vier dagegen (Hideki, Surf & Turf Steakhouse, Große Freiheit und La Spezia) aufpreispflichtig. Hideki und La Spezia gehören zu den Neuerungen an Bord der Mein Schiff 7 und sind achtern im „Glaspalast“ Große Freiheit gelegen. Auf dessen unterster Ebene auf Deck 4 befindet sich das „La Spezia“, das hochwertige mediterrane Küche und „Spezialitäten der Spitzenklasse“ verspricht. Hier versprühen frische Kräuter auf den Tischen einen angenehmen Raumduft, der Lust machen soll auf die „Genusswelt Liguriens“. Auch ein exklusives Frühstück ist in diesem Restaurant möglich.

Ein Deck darüber auf Deck 5 hat das „Asia & Sushi Restaurant Hideki“ seine Türen geöffnet. Hier kann man an 60 Sitzplätzen in die kulinarische Vielfalt Asiens eintauchen, wobei ein offener Tresen in der Mitte des Restaurants dazu einlädt, den Köchen bei der Arbeit und bei der Zubereitung der Speisen über die Schulter zu schauen. Das Hideki ist in der Regel zwischen 18 und 22 Uhr geöffnet.

Champagner, Brötchen und Spielautomaten

Wieder ein Deck darüber und von der Großen Freiheit aus über eine Wendeltreppe erreichbar befindet sich auf Deck 6 der Champagner Treff, ein separates Sonnendeck mit Champagner-Bar und ausgesuchten Lounge-Möbeln. „Manchmal darf es ruhig ein bisschen mehr prickeln“, bewirbt TUI Cruises diese Neuerung und verspricht edles Ambiente und erlesene Champagner-Sorten. Hier stehen zwischen 12 Uhr mittags und 23 Uhr abends 30 Sitzplätze zur Verfügung. Auf den Schwesterschiffen befindet sich an dieser Stelle noch das X-Panoramadeck, das den Suiten-Gästen des Schiffes vorbehalten ist.

Eine weitere „Oase der Gemütlichkeit“ haben TUI Cruises und Meyer Turku mit dem „Café Central“ auf Deck 5 vorne geschaffen. Hier pflegt man Kaffeehaus-Kultur und kann Kaffee- genauso wie Pralinen und Gebäckspezialitäten genießen. Und diese sogar mitnehmen, womit das „Café Central“ nicht nur ein Café, sondern auch ein Back-Shop inklusive Coffee to go ist. Geöffnet ist es von 7:30 Uhr morgens bis 21 Uhr am Abend, die Sitzgruppen und Stühle bieten insgesamt 86 Sitzplätze. „Küss die Hand“ steht hier an der Rückseite des Tresens an der Wand, wo einem in der „Ebbe und Flut“-Bierbar der Vorgängerschiffe noch ganz andere (Trink-)Sprüche und Weisheiten in den Sinn gekommen sind.

Die beliebte Abtanz Bar auf Deck 5 vorne wurde auf der Mein Schiff 7 um einen Bereich mit Spielautomaten und einen Tischplatz für Live-Games erweitert. Die Bar bleibt aber rauchfrei, so dass sich das kleine Bord-Kasino auf dem Wohlfühlschiff schwerlich mit den riesigen nikotin-geschwängerten Spielhallen vergleichen lässt, die auf so manch amerikanischem Schiff gerne ein halbes Deck oder mehr einnehmen.

Ebenfalls modifiziert wurde der „Lagune“ genannte Bereich rund um den Innenpool auf Deck 12 achtern. Dieser ist auf der Mein Schiff 7 wieder komplett überdacht und klimatisiert, so dass man hier auch bei schlechtem Wetter entspannte Stunden verbringen kann. Damit eignet sich dieses Schiff mehr als etwa seine Schwesterschiffe Mein Schiff 1 und 2 für Kreuzfahrten in nördlichen Breiten wie den norwegischen Fjorden oder in Nord- und Ostsee.

Methanol-ready

Da in den fünf Jahren seit der Ablieferung der Mein Schiff 2 auch die (umwelt-)technische Entwicklung vorangeschritten ist, markiert die Mein Schiff 7 auch einen interessanten Zwischenschritt auf dem Weg zur emissionsfreien Kreuzfahrt. Sie ist als erster TUI-Neubau mit einer sog. „Dual fuel“-Maschine ausgestattet, kann also genauso gut mit Methanol wie mit Diesel betrieben werden. Noch fährt sie, ebenfalls als erstes Schiff der TUI Cruises-Flotte, mit Niedrigschwefel-Diesel, dessen Schwefelgehalt nur noch max. 0,1 % beträgt. 2026, wenn die nötige Infrastruktur dafür vorhanden ist, soll die Mein Schiff 7 jedoch auf den Betrieb mit Methanol umgestellt werden, der dann nahezu CO2-neutral ist. Danach ist sogar ein Betrieb mit Bio-Methanol denkbar. Wenn hierfür die letzten nötigen technischen Voraussetzungen geschaffen sind, der Treibstoff nachweisbar aus biologischer Produktion stammt und zudem auch noch in den nötigen großen Mengen verfüg- und bezahlbar ist, ist es bis zur klimaneutralen Kreuzfahrt nicht mehr weit. TUI Cruises peilt das Jahr 2030 für diesen Meilenstein ein, für den die Mein Schiff 7 eine Pionierrolle einnehmen könnte.

Darüber hinaus ist das Schiff mit Katalysatoren ausgestattet, die eine Stickoxidminderung um rund 75 % bewirken. Außerdem verfügt sie über alle technischen Apparaturen, Landstromanschlüsse zu nutzen, wo die Anlaufhäfen die dafür nötige Infrastruktur vorhalten. Bis zu 40 % der Betriebszeit des Schiffes kann es auf diese Weise emissionsfrei verbringen. Last but not least befindet sich an Bord auch noch eine neuartige HydroTreat-Anlage. Dieses System zerkleinert organische Abfälle effizient auf thermische Weise, trocknet diese und wandelt sie noch an Bord in tennisballgroße „BioChar“-Pellets um, die als Dünger oder Futterzusatz in der Landwirtschaft Verwendung finden.

TUI Cruises ist mit der Mein Schiff 7 ein erstklassiges Premium-Schiff gelungen, das wie kein zweites den Übergang der modernen Kreuzfahrt in ein neues Zeitalter markiert. Zum einen basieren ihr Konzept und ihr Design auf dem der bereits 2014 abgelieferten Mein Schiff 3, womit die Mein Schiff 7 diese höchst erfolgreiche und populäre Baureihe abschließt; zum anderen weisen viele Innovationen, die an Bord des jüngsten Neubaus von TUI Cruises eingeführt worden sind, in eine Zukunft, die auch für diesen Teil des internationalen Tourismus und der Schifffahrt unter den Aspekten Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit steht.

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Kai Ortel

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